Nachhaltigkeitsbericht

Nachhaltigkeitsberichte entstanden als Weiterentwicklung der in den 1990er Jahren von Unternehmen, aber auch von öffentlichen Einrichtungen veröffentlichten Umweltberichte. Sie stellen die Tätigkeiten und Leistungen der Organisationen im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung dar.

Sie greifen die wichtigsten Themengebiete der Nachhaltigkeit auf: Ökonomie, Ökologie und Soziales (Triple Bottom Line). Der Nachhaltigkeitsbericht ist neben dem Geschäftsbericht ein wichtiger Bestandteil der Informationspolitik des Unternehmens. Er ist zugleich ein Instrument des Nachhaltigkeitsmanagements und ein Element des Marketings. Inzwischen veröffentlichen vor allem Großunternehmen aller Branchen jährlich – zum Teil orientiert an den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) – derartige Berichte.

Neben den Richtlinien des GRI gibt es mittlerweile zahlreiche andere Standards, wie beispielsweise die zehn Prinzipien des UN Global Compact[1], den in der Gemeinwohl-Bilanz der Gemeinwohl-Ökonomie festgehaltenen Kriterien für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, den SDG Compass[2], das EMAS-Verfahren, B-Corp-Standards und den Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Diese Standards überschneiden sich teilweise inhaltlich, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte bei den verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit. Neben weltweit tätigen Großunternehmen stehen mittlerweile auch mittelständische Unternehmen zunehmend in der Pflicht, professionelle Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. So wird insbesondere von Unternehmen der Zuliefer-Branchen durch die abnehmenden Großkonzerne die Einhaltung und Dokumentation sozialer und ökologischer Standards eingefordert.

Die Nachhaltigkeitsberichte halten die erzielten Fortschritte der einzelnen Bereiche fest. In der Ökonomie ist das beispielsweise die Ausrichtung des Unternehmens auf die Zukunft. Bei der Ökologie – vornehmlich im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe – wird die nachhaltige Ausrichtung auf Ressourceneffizienz und den Umweltschutz betont. Bei den sozialen Themen liegen die Schwerpunkte zum Beispiel bei der Ausrichtung des Unternehmens auf einen familienfreundlichen Betrieb, der Unterstützung der Mitarbeiter in schwierigen persönlichen Situationen und bei sozialen Kriterien in der Beschaffung (zum Beispiel Fair Trade, Maßnahmen gegen Kinderarbeit in der Vorkette).

In den 2000er und 2010er Jahren fertigten von den in Deutschland firmierenden Unternehmen in erster Linie Großkonzerne und börsennotierte Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte an. Das liegt vor allem an der bis heute (Oktober 2021) gültigen rechtlichen Vorgabe: dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz aus dem Jahr 2017, das von den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten rechtlich ausgestaltet wurde.[3] Die nationale Ausgestaltung der Richtlinie legte 2017 neue Berichtspflichten insbesondere für große börsennotierte Unternehmen in Deutschland mit mehr als 500 Beschäftigen fest. Da diese häufig international aktiv sind und da deren Investoren und sonstige Partner oftmals an einer umfassenden nicht-finanziellen Berichterstattung interessiert sind, konzentrierte sich das Gesetz auf diese Unternehmensgruppe. Diese Firmen sind gefordert, in ihren Lageberichten seit 2017 stärker als bisher über nichtfinanzielle Aspekte ihres unternehmerischen Handelns zu berichten, wobei die Art und Weise des Berichtens vom Gesetzgeber sehr flexibel gehalten wurde.[4]

Im April 2021 legte die EU-Kommission einen Vorschlag zum Umbau der aktuell geltenden CSR-Richtlinien (Corporate Sustainability Reporting Directive) vor.[5] Mit der neuen Richtlinie verfolgt sie das Ziel, dass die Berichte zu Nachhaltigkeitsaktivitäten wie die Finanzaktivitäten in den Lagebericht müssen und so die Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsberichten in der EU erhöht wird. Nach den neuen Regeln wären in Deutschland künftig mehrere tausend Unternehmen verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht in ihren Lagebericht aufzunehmen.[6] Zudem sollen sie gefordert sein, sämtliche nachhaltigkeitsrelevanten Fakten zu veröffentlichen, die erforderlich sind, um den Geschäftsverlauf, die aktuelle Lage und das Unternehmensergebnis zu verstehen, sowie Infos, die benötigt werden, um die Folgen des unternehmerischen Handelns des jeweiligen Unternehmens auf Gesellschaft und Ökologie nachzuvollziehen. Das jeweilige Management soll auch für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung die Verantwortung tragen, wenn es nach der EU-Kommission geht.[7] Der Vorschlag der EU-Kommission wird von weitaus mehr Unternehmen zu erfüllen sein als bisher.[8] Er soll bis Juni 2022 zwischen den EU-Institutionen verhandelt werden. Bis zum 1. Dezember 2022 soll er dann von den nationalen Gesetzgebern in nationales Recht umgesetzt werden. Greifen soll die neue Richtlinie erstmals für das Geschäftsjahr 2023.[9]

  1. 360report: Unterstützte Nachhaltigkeitsstandards
  2. SDG Compass auf Deutsch veröffentlicht - Deutsches Global Compact Netzwerk. Abgerufen am 19. April 2021.
  3. CSR-Berichtspflicht für Unternehmen seit 2017. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, abgerufen am 19. November 2021.
  4. CSR-Berichtspflicht für Unternehmen seit 2017. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, abgerufen am 23. November 2021.
  5. Nachhaltigkeitsbericht als Pflicht für 50.000 Unternehmen in der EU - GUTcert. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
  6. PricewaterhouseCoopers: CSR-Richtlinie: Heute beginnt eine neue Ära in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Abgerufen am 8. Dezember 2021 (deutsch).
  7. PricewaterhouseCoopers: CSR-Richtlinie: Heute beginnt eine neue Ära in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Abgerufen am 8. Dezember 2021 (deutsch).
  8. Europäische Kommission legt Richtlinienentwurf zur Nachhaltigkeitsberichterstattung vor; nach DRSC-Studie stiege die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland um mehr als das 30-fache • DRSC Website. 21. April 2021, abgerufen am 7. Januar 2022 (deutsch).
  9. Kommissionsentwurf zur Neuaufstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Verschärfte EU‐Anforderungen zur Verbesserung der Berichtsqualität, Verlässlichkeit und Auffindbarkeit. Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e.V., abgerufen am 7. Januar 2022.

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